Mittwoch, 10. Oktober 2012

Don't cry for me Argentina!

Buenos Aires. Meine Lieblingsstadt auf meiner Reise.

Nach Brasilien, Paraguay und Uruguay freute ich mich riesig nach Argentinien und genauer gesagt nach Buenos Aires, dem Paris Südamerikas, zurück zu kehren!

Ich möchte euch in einen von sieben spannenden Tagen in Buenos Aires entführen...

...der eingebaute Wecker in meinem Iphone weckte Lynsey (meine tolle Zimmergenossin aus England) und mich viel zu früh mit dem Glockengeläut des Big Ben, um 10.00 Uhr morgens (auch Reisende dürfen ab und an mal ausschlafen!). Wie jeden Morgen sah ich mich vor meinem grauen Backpacker stehen und überlegen welche Kleider ich den nun heute anziehen soll. Die Hälfte der Kleider befanden sich noch immer in einer Wäscherei irgendwo in einer Hintergasse der Stadt und somit blieb mir für heute keine grosse Auswahl. Der Blick aus dem Fenster verriet leider nicht viel über das Wetter und erschwerte mir meine Kleiderauswahl umsomehr (die kahle Wand als Aussicht hat aber auch seine Vorteile). Nach einer warmen Dusche (nicht selbstverständlich) und einem letzten orientierungslosen Handgriff in meinen Backpacker später befanden wir uns komplett angezogen auf dem Weg zu unserer Lieblingsbäckerei drei Blocks östlich von unserem Hotel entfernt. Das Frühstücksangebot mit Kaffee und drei verschiedenen Leckereien (1 süsser Gipfel, 1 Vanilleplunder und 1 Empanada) für umgerechnet nur Fr. 3.- liessen unsere Herzen höher schlagen (allerdings nicht wegen des vielen Zuckers!). Nach stundenlanger Englisch Konversation verliessen wir hochzufrieden und satt die kleine Bäckerei um etwas für unsere Gesundheit und unsere Horizonterweiterung zu tun. Unser Spaziergang startete beim begrünten Plaza San Martin und führte uns entlang der Einkaufsstrasse "Florida" bis zum Plaza de Mayo mit der Casa Rosada oder auch bekannt als das rosafarbene Regierungsgebäude, der Kathedrale im kolonialen Barockstil und noch vielen anderen Sehenswürdigkeiten. Der Weg führte uns weiter zum Wahrzeichen Buenos Aires, dem  weissen Obelisk auf der angeblich breitesten Strasse der Welt, der Avenida 9 de Julio. Nach etlichen Fotos und langen Wartezeiten an der Ampel führten wir unseren Spaziergang fort zu meinem architektonischen Highlight dieser Stadt, dem Congreso de la Nacion. Weniger eindrücklich war der Park vor dem Kongressgebäude, mit all seinen Obdachlosen.
Vom vielen Laufen streikten unsere Füsse beinahe und um einen "Kollaps" zu vermeiden riefen wir uns ein Taxi und liessen uns nach La Boca, einem Stadtteil im Osten chauffieren. La Boca ist ein Muss für alle Buenos Aires-Touristen. Die bunten und originellen Häuser unterstreichen die spezielle Atmosphäre dieses Viertels. Was ich vor meinem Besuch nicht wusste, die ausgefallenen Häuser wurden zu seiner Zeit aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt. Toll nicht?!

Zurück im Hotel gönnte ich mir für eine Stunde argentinisches Fernsehen um meine erbärmlichen Spanischkenntnisse aufzupolieren. Mit Blick auf meine neue Swatch-Uhr stellte ich mit Schrecken fest, dass es schon beinahe Zeit für unsere erste Tango-Tanzstunde war. Hysterisch im Zimmer umhereilend versuchten Lynsey und ich so gut wie möglich aneinander vorbei zu kommen und uns nicht ständig über die Füsse zu laufen. Und abermals an diesem Tag stand ich vor meinem besten Freund dem Backpacker und fragte mich, was frau zum Tangotanzen am besten anzieht und welche Schuhe dazu passen?? Meine Schuhauswahl begrenzte sich auf meine zu oft getragenen Trekkingschuhe, meine Ballerinas und FlipFlops. Zwei von drei Schuhen konnte ich rasch ausschliessen und somit entschied ich mich für meine abgelatschten beigen Ballerinas, welche zwar farblich zum wasserblauen Kleid nicht dazu passten, aber zumindest bequem waren. Schliesslich, dachte ich mir, bin ich noch immer auf Reisen und kann es mir nicht leisten, Schuhe oder Kleider mitzunehmen die farblich aufeinander abgestimmt sind.

Den Verlauf der Tango-Tanzstunde erspare ich euch mit Einzelheiten, aber wenn ihr es unbedingt wissen wollt oder auch nicht glauben wollt, ich habe bestanden!
Später liess ich allerdings lieber die professionellen Tänzer die Tango-Show tanzen und ich stattdessen sass genüsslich am Tisch und genoss mein originales argentinisches Steak!

Samstag, 29. September 2012

Cataratas del Iguazú

Hunderte von bunten Schmetterlingen begleiteten mich zu meinem langersehnten Ziel, die tosenden Wasserfälle von Iguazú. Ich werde nie den Moment vergessen, als meine Augen zum ersten Mal dieses imposante Naturschauspiel erblickten!

Die Iguazú-Wasserfälle bestehen aus 20 grösseren sowie 255 kleineren Wasserfällen auf einer Ausdehnung von 2,7 km und sind die grössten - im Sinne von die breitesten - Wasserfälle der Welt.

Tag 1
Diesen Tag widmeten wir der brasilianischen Seite der Iguazú-Wasserfälle, wobei wir einen grossartigen Panoramablick über die Fälle geniessen durften.
Ich konnte es allerdings nicht lassen und gönnte mir noch einen weiteren Helikopterflug auf meiner Reise um das Naturwunder von oben her zu betrachten.
Was hätte ich dafür gegeben wie ein Vogel mit den starken Winden über den grünen Bäumen, den braunen Felsen, den glasklaren Gewässern und dem wunderschönen Regenbogen zu gleiten um dem dröhnenden Geräusch des Helikopters zu entkommen!

Tag 2
Um diesen zwei Tagen die Krone aufzusetzen besuchten wir ebenfalls die argentinische Seite, die meiner Meinung nach die schönere, spannendere und emotionalere ist. Auf unserem Weg zu den Gewässern wanderten wir durch sattgrüne "Regenwälder" und konnten unser Glück nicht fassen, als wir einen wunderschönen (schwarz bekleidet und mit einem prächtig gefärbten Schnabel ausgestattet) Tukan auf einem Baumast stehend erblickten. Alles was ich mir an diesem Tag wünschte, war diesen Vogel in Freiheit zu beobachten und dieser Wunsch wurde mit erfüllt!
Dies lag bestimmt daran, dass sich einer der vielen Schmetterlinge am Tag zuvor entschied auf meinem Arm Platz zu nehmen und mich somit mit Glück segnete (dies sagen zumindest die Einheimischen). Überglücklich bahnten wir uns unseren Weg durch die Touristenmassen zur beliebtesten Attraktion, dem Teufelsschlund. Minutenlag stand ich am Geländer und konnte meine Augen nicht von diesem Anblick abwenden. Diese Wasserkraft und das tosende und dennoch beruhigende Geräusch des fallenden Wassers liessen mich in seinen Bann ziehen. Ungern liess ich mich von meinem hart erkämpften Platz (da halfen auch keine Ellbogenstösse) weglotsen um weitere Wasserfälle von nahem zu bestaunen.
Das beste kam allerdings zum Schluss! Wir bestiegen eines der Speedboote um zu den mächtigen Wasserfällen zu düsen um diese von einer ganz anderen Perspektive und mit viel Action zu sehen und zu erleben. Zu Beginn fuhren wir Stromaufwärts gegen die starken Wasserströmungen. Das Boot wiegte dabei von links nach rechts und von rechts nach links und wir waren klatsch nass bevor wir die Fälle überhaupt erreicht hatten. Die weiblichen Passagiere (mich inklusive) kreischten vor Aufregung und die Machomänner liessen sich natürlich nichts anmerken. Bibbernd vor Kälte (die Sonne hatte heute Ruhetag) näherten wir uns den donnernden Wasserfällen.
Kurz bevor wir die Fälle mit dem Boot berührten drehten wir stark nach rechts ab und das kalte, fliessende Wasser trübte meinen Blick und peitschte zugleich gegen meinen Körper. Ich konnte nichts sehen, ich spürte nur wie das Adrenalin in mir hochstieg. Gleich nochmal, dachte ich mir und rang nach Luft und schon drehten wir nach links ab um zu einem anderen Wasserfall zu gelangen!

Den Abend liessen wir uns etwas gemächlicher angehen und besuchten eine Show mit Musik und Tänzen aus ganz Lateinamerika, allerdings nicht bevor ich meinen Bauch mit all den Köstlichkeiten des gigantischen Buffets vollgeschlagen habe.

Mythos der Iguazú-Wasserfälle
Der Mythos der Guarani (indianische Ethnie) erklärt die Wasserfälle als Werk des vor Eifersucht rasenden Gottes M'boi. Der bösartige und rachsüchtige Gott in Form einer Riesenschlange verlangte jedes Jahr eine Jungfrau. Einmal floh die Auserwählte gemeinsam mit ihrem Geliebten mit dem Kanu flussabwärts. M'boi bemerkte dies jedoch und schlug voller Zorn eine Schlucht in das Flussbett. Die Seele des Mädchens blieb danach in einem Felsen am Fuße des Wasserfalles gefangen und von ihm für immer getrennt, ihr Geliebter verwandelte sich daraufhin in einen Baum am Ufer des Teufelsschlundes, wo er diesen Felsen im Auge behielt.

Donnerstag, 20. September 2012

Rio de Janeiro und die Favelas

Nach einem kurzem Stop in Chile und knapp einer Woche in Argentinien bin ich in Brasilien gelandet. Genauer gesagt vor der Haustür des wohl berühmtesten Strandes der Welt, Copacabana.

Vor meiner Anreise hatte ich für fünf Tage Rio lediglich "dolce far niente" (das süsse Nichtstun) vorgesehen. Wie es schien, hatte Rio allerdings etwas ganz anderes mit mir vor. Nach einer City-Tour mit Besichtigung der 38 Meter hohen Christusfigur auf dem Gipfel des Corcovado, der berühmte 395 Meter hohe Zuckerhut (Granitfelsen), einem pulsierenden Fussballmatch nach brasilianischer Art (sehr temperamentvoll, da können wir nicht mithalten), diversen Markbesuchen (gar nicht gut fürs Budget und noch weniger gut fürs Gepäck!), einem halben Tag Sonnenbaden am Sandstrand von Copacabana und etliche Caipirinhas später (brasilianisches Nationalgetränk) habe ich einen Abstecher in die berüchtigten Armenviertel Rios, die sogenannten *Favelas gewagt.
Natürlich war diese Besichtigung geführt, ansonsten hätten mich keine zehn Alpacaherden in dieses Viertel gebracht!
Die Führung startete mit einer Motorradfahrt hinauf in die grösste Favela Südamerikas, Rocinha. Natürlich war ich erneut das erste "Opfer" und bestieg mutig ein etwas älteres Fahrmodell, dafür mit einem breit grinsenden Brasilianer am Steuer. Diese Fahrt ist kaum zu beschreiben, aber ich versuche es dennoch.
Man stelle sich eine Gringa (ich) mit im Fahrtwind wellenartig flatternden Haaren und einem muskelbepackten, tätowiertem und braungebrannten Brasilianer vor, die versuchten unbeschadet an bunten nicht fertiggestellten Ziegelbauwerken, an überfüllten "Bars und Restaurants", an Coiffeur & Beauty Salons und diversen Marktunterständen (mit Gegenständen von der Frucht bis zur Toilettenbürste) entlangzuschlängeln, wobei meine grösste Sorge war meine bisher unversehrten Beine nicht an den beiden weissen Lastwagen welche uns kreuzten anzuschlagen. Am Gipfel angelangt wartete ich unendliche Stunden (so kam es mir zumindest vor) auf die restlichen verrückten Interessenten der Gruppe. Während meiner Wartezeit versuchte ich nicht auf all die Männer Mitte 40ig in der nächst gelegenen Bar zu achten, die mir teils interessierte teils abschätzige Blicke zuwarfen, weder noch auf die beiden uniformierten Polizisten die soeben in ein Haus eingebrochen waren. Später erfuhr ich dann, dass in der Nacht zuvor ein Polizist in dieser Gegend erschossen wurde. Meine Güte, wo bin ich da nur gelandet! Nun gut, unsere Tour hatte erst gerade begonnen, nicht jetzt schon den Bickel hinschmeissen (konnte ich eh nicht!).
Zu Fuss machten wir unseren Weg durch die lebenden und schmalen Hintergassen der Favela. Ich weiss nicht was schlimmer war, der Geruch, der sichtbare Dreck und Abfall, die unvollständigen Bauten mit Einschusslöchern und von all diesen Elektrodrähten umgeben oder nur die Vorstellung in dieser Gegend Kinder aufwachsen zu sehen. Womöglich ein Mix aus allem. Ich kann mir nicht vorstellen wie ein Mensch unter solch erbärmlichen Umständen leben kann, aber wer einen Lohn von 700 Reals im Monat verdient und eine durchschnittliche Miete 600 Reals kostet, hat keine andere Möglichkeit als seinen Platz in einer der Favelas zu finden.

In solchen Situationen wie diesen denke ich immer am unsere herrliche Schweiz zurück und bin unendlich dankbar dort geboren worden zu sein!
Danke Mami!


*Die Bezeichnung für die Armenviertel kommt von einer brasilianischen Kletterpflanze, welche den Namen Favela trägt. Ähnlich wie die Kletterpflanze siedeln sich die Armenviertel in Rio an den Bergen an und "klettern diese hoch" - daher der Name.

Samstag, 8. September 2012

Schönheiten Boliviens

Nach zwei Wochen Abenteuer in Peru freuten wir uns auf ein ebenso ereignisreiches Bolivien und alles begann in Uyuni. A city in the middle of nowhere sozusagen und unser Ausgangspunkt für unsere Reise quer durch den Westen Boliviens.

Unsere Tour führte uns am weltberühmten und grössten Salzsee der Welt vorbei (der gleissend weisse Salzboden und der strahlend blaue Himmel luden zu kreativen Fotomomenten ein), zur Incahuasi-Insel mit Kakteen die bis zu 20 Meter und ein Alter von teilweise mehr als 1'200 Jahre erreichen, in Richtung dem 6'000 Meter hohen Ollague-Vulkan vorbei zu den verschieden farbigen Lagunen beschmückt mit pinken Flamingos, durch die weiten und bunt gefärbten Hochlandebenen mit seinen prächtigen Alpacaherden, den rauchenden und blubbernden Geysiren bis hin zur 36 Grad heissen Therme auf über 3000 m.ü.M. wo wir unser wohlverdientes Bad nehmen konnten. Fehlte nur noch ein Cocktail am Rande der Therme und der Morgen wäre perfekt gewesen!

Der Cocktail folgte noch, allerdings erst nachdem wir die chilenische Grenze überquert und es uns in San Pedro de Atacama gemütlich gemacht haben.

PS: Wer glaubt das Fotos nicht trügen hat falsch gedacht!
Die meteorologischen Umstände in Bolivien waren kalt, windig und noch kälter! Also, wer eine Reise nach Bolivien (und/oder Peru) plant sollte folgendes nicht vergessen einzupacken: Wollhandschuhe, Wollkappe, Wollsocken und einen Alpacapullover. Aber wenn du so wie ich dies nicht eingepackt hast ist dies halb so schlimm. Du kannst all diese lebensrettenden Habseligkeiten auf etlichen Märkten finden und dann sind diese erst noch mit härzigen Alpacas bestickt!