Dienstag, 28. August 2012

Inca Trail

Viele Südamerika-Reisende haben den Inca Trail sozusagen auf ihrer bucket list. Ich haben den Inca Trail gebucht ohne dies wirklich realisiert zu haben. Denn hätte ich meine Reiseunterlagen im vornherein etwas besser studiert, hätte ich gemerkt was auf mich zukommen würde und ich lauffaule Livia hätten diesen Trail ganz bestimmt nicht gebucht!
Aber was ist der Inca Trail überhaupt?
Unter dem Inca Trail (Inca-Pfad) versteht man heute die von den Incas angelegten Wege und Strassen Südamerikas. Einer der heute bekanntesten Incawege befindet sich in Peru. Er beginnt am Ufer des Rio Urubamba am Bahnkilometer 82 (Bahnlinie von Cusco nach Aguas Calientes) und führt zur Incastadt Machu Picchu. Und genau diesem Incaweg sind wir gefolgt.

Tag 1
Tag der ersten Schritte

Der Inca Trail begann für mich und die restlichen GAdventures-Reisende bei dem eben erwähnten Bahnkilometer 82 und endete nach 11 km und 6h Hiking in Wayllambamba. Ausgerüstet mit einem Tagesrucksack, Hikingstöcken, Sonnenhut und Sonnenbrille wollte ich so rasch als möglich meine Nervosität vor diesem Trip "weglaufen". Der Weg gestaltete sich abwechslungsreich mit einzelnen Inca-Ruinen auf dem Weg und galt als "Einlauf-Tag" vor dem kommenden Tag. Nach unserer Ankunft in Wayllambamba erwartete uns auf dem Campingplatz bereits unsere Schlafzelte, ausgestattet mit Schlafsack, Schlafmatte und unserem Gepäck (3kg). Zudem war ein Koch- und Esszelt aufgestellt worden und dies wurde alles während unserer Anreise von den peruanischen Porters (auch Träger genannt) aufgestellt, obwohl diese mit uns abgelaufen sind und noch zusätzlich 30kg Gepäck mit auf dem Weg hatten. Die Porters sind für mich die wahren Helden in dieser Geschichte!

Tag 2
Tag der Herausforderung

Uns wurde schon vor Beginn des Trails deutlich eingetrichtert, dass Tag 2 der Tag der eigenen körperlichen und mentalen Herausforderung sein wird. Wir fürchteten uns alle vor Tag 2!
Nach einer fast schlaflosen Nacht erwartete uns 12 km und 7h Hiking bis zu unserem Zwischenziel Paqaymayo. Die ersten fünf fürchterlichen Stunden bis hinauf zum höchsten Pass unseres Treks (Dead Woman's Pass) sahen in etwa folgendermassen aus.
Nach den ersten gelaufenen Schritten erlaubte ich mir den ersten scheuen Blick hinauf zum 4'200 m.ü.M. hohen Pass. War keine gute Idee, besser nicht mehr hinaufschauen, ansonsten bekomme ich bereits nach fünf Minuten die erste Krise. Nach 30 Minuten auf-unregelmässig-hohen-Natursteintreppen-den-Berg-hinauf-steigend beschloss ich meinen Ipod zur Hilfe zu nehmen (hervorragende Idee). Mit Musik in meinen Ohren hikte ich also fünf Stunden diesen verdammt hohen Berg hinauf, ohne auch nur einmal einen Fluch ausgesprochen oder gedacht zu haben! Was ist nur los mit mir?! Normalerweise hätte ich nach 30 Minuten schon den weissen Fahnen geschwungen. Das liegt sicher an meinem Kolpen-Blut. Wow, ich habe den Test bestanden!

Tag 3
Tag des Genusses

Tag 3 war unser längster Tag und führte uns nach 16 km und 8h Wandern nach Winaywayna. Im Vergleich zum Vortag waren diese acht Stunden ein Katzensprung. Die Wege führten uns durch vernebelte Wälder und weitere einzigartige Inca-Ruinen. Dieser Tag hatte etwas mystisches und zeigte ein komplett anderes Peru. Und mit mir passierte auch etwas mystisches. Meine Beine wollten nämlich nicht aufhören zu Laufen und ich fand mich den ganzen Tag an der Spitze der Gruppe wandernd und das in einem Tempo, dass ich mir bis heute nicht erklären kann.

Tag 4
Tag der Enttäuschung

Nach drei Tagen Hiking freuten wir uns auf den vierten und letzten Tag. Den Tag, an dem wir unser langersehntes Ziel erreichen würden. Eines der neuen sieben Weltwunder, die Incastadt Machu Picchu!
Der Tag begann verregnet um 3 Uhr morgens und ich bezahlte nun die Rechnung für mein euphorisches Laufen am Vortag. Ich hatte Muskelkater wie ich ihn zuvor noch nicht hatte. Von Rast war allerdings nicht die Rede und nach 1.5 Stunden wandern erreichten wir das Sonnentor zum Machu Picchu. Was uns allerdings dort erwartete liess blanke Enttäuschung übrig! Das Sonnentor entfaltete sich als weisses Nebeltor und der versprochene Weitblick auf Machu Picchu blieb uns nach so langer harter Arbeit verwehrt. Was für eine Enttäuschung!
Nach weiteren 45 Minuten im Nassen erreichten wir den Boden von Machu Picchu. Unsere hohen Erwartungen flossen dahin wie das Regenwasser die Steintreppen. Die 2-stündige Besichtigung fiel im wahrsten Sinne des Worte ins kalte Wasser und übrig blieben enttäuschte Gesichter.
Nun aber genug geschimpft!

Machu Picchu ist auch bei übelsten Wetterverhältnissen sehr beeindruckend und einen Besuch auf jeden Fall wert. Ich wäre nur zu gerne durch alle Seitengassen dieser Stadt geschlendert und hätte mir all die Geschichten dazu angehört und unzählige Fotos geschossen.
Hat nicht sollen sein, aber vielleicht ein anderes Mal! Dann allerdings ohne Inca Trail! Für die lauffaulen Personen gibt es nämlich einen Zug und Bus zum Machu Picchu. Ihr müsst nur darauf achten, die Besichtigung ca. sechs Monate vorher zu buchen!

Mein Tipp: Verdient euch den Machu Picchu und mach den legendären Inca Trail!

Keine Kommentare: