Montag, 21. April 2008

Sydney

Die heimliche Hauptstadt Australiens, mit 4.3 Millionen Einwohnern die groesste Stadt und das bedeutendste Industrie-, Handels- und Finanzzentrum des Landes, ist zugleich ein richtungsweisender kultureller Mittelpunkt auf dem Fuenften Kontinent. Sydneys traumhafte Lage an veraestelten Buchten und auf gruenen Huegeln sucht rund um den Globus ihresgleichen. Weltweit hat kaum eine andere Grossstadt so viele Straende und Parks im Stadtgebiet wie Sydney. Die geschaeftige Metrople sprueht nur so vor Lebendigkeit und Lebenslust.

Tag 1
Nachdem ich am Abend zuvor dem Donnerstag, 17. April in Sydney angekommen war, konnte ich es heute Morgen kaum erwarten auf Entdeckungsreise zu gehen. Doch leider spielte das Wetter ueberhaupt nicht mit, denn es regnete fast den ganzen Tag. Dies hielt mich allerdings nicht davon ab einen Blick auf die Umgebung meiner Jugendherberge zu wagen. Das Sydney Central YHA, in dem ich fuer sechs Tage leben werde, ist nahe am pulsierenden Zentrum gelegen. Meine erste Sehenswuerdigkeit in Sydney war die Darling Harbour gewesen. Dieses Stadtviertel wurde im Jahre 1988 in eine 60 ha grosse glitzernde Mischung aus Freizeitpark, Einkaufszone und Kulturzentrum verwandelt. Es war schoen auf der Flaniermeile der Cockle Bay entlang zu laufen und das Leben in den Cafes und Restaurants zu beobachten. Anschliessend lief ich der Pyrmont Bridge entlang, zur Market St, vorbei am barocken State Theatre zum Queen Victoria Building. Das majestaetische, 1898 zur Feier von Koenigin Victorias goldenem Kroenungsjubilaeum errichtete Sandsteingebaeude bietet heute einen noblen Bummel durch fast 200 elegante Geschaefte und Boutiquen. Da mir die Laeden ein wenig zu teuer waren verlegte ich mein Schaufenster-Shopping in die Pitt St.

Tag 2

Als ich heute frueh morgens aus dem Fenster schaute erfreute sich mein Herz, die Sonne schien und es war wunderschoenes Wetter. Schnell packte ich meine sieben Sachen und machte mich auf ins Herzen der Stadt. Ich besuchte die Stadtoase Hyde Park, der unter anderem das Anzac War Memorial beherbergt. Westlich des Hyde Parks ragt als markantes Bauwerk in der Skyline der 305 m hohe Sydney Tower empor. Von oben kann man sich einen ausgezeichneten Ueberblick ueber die Stadt verschaffen. Mir blieb leider keine Zeit einen Abstecher zu wagen, da ich heute noch viel vor hatte. Mein Weg bahnte sich danach zur Parklandschaft des Royal Botanic Gardens. Der Park birgt eine Sammlung von praechtigen Pflanzen und Blumen und ist ein super schoener Platz um sich zu entspannen. Waehrend meinem Spaziergang durch den Park stiess ich noch auf das Government House. Nachdem ich etwas weiter noerdlich lief praesentierte sich mir ein unglaubliches Panorama mit zwei der Wahrzeichen von Sydney. Die im Jahre 1932 eingeweihte Harbour Bridge und das Sydney Opera House. Die gewaltige Einbogenspannbruecke, Harbour Bridge, verbindet die City mit dem noerdlichen Stadtteil. Ueber die von rund 1400 Arbeitern in sechs Jahren errichtete Stahlkonstruktion, die eine Gesamtlaenge von 1149 m und eine Breite von 48 m hat, verlaufen heute acht Autospuren, zwei Buslinien sowie zwei Fuss- und Radwege. Bei meiner Ankunft in Sydney fuhren wir genau ueber diese Bruecke. Ich hatte jedoch eher Augen fuer die "Segel-Architektur" des Sydney Opera House. Die Intitiative zum Bau des Opernhauses ging Anfang der 1950er Jahre von einer Gruppe engagierter Buerger aus. Nach Jahren technischer Experimente erfolgte 1959 die Grundsteinlegung. Sieben Millionen australische Dollar sollte das Opera House kosten und in sechs Jahren fertig sein. Als am 20. Oktober 1973 zum ersten Mal der Vorhang aufging, hatte man acht Jahre laenger gebaut, und die Kosten waren inzwischen auf 102 Millionen Dollar angestiegen.
Ich war einfach nur fasziniert von diesem Bau mit den zehn perlenfarbenen, wie aufgeblaehte Segel wirkenden Daechermuscheln, deren Silhouette als architektonisches Symbol von Sydney gilt. Mehrere Fotos und einen laengeren Aufenthalt spaeter erreichte ich den Circular Quay. Von hier aus fahren Busse und Vorortzuege, Faehren und Ausflugsschiffe in alle Stadtteile und Hafengebiete. So entschloss ich mich kurzerhand auf eine Faehre zu steigen und den sieben Meilen entfernten Strandvorort Manly zu besuchen. Die Schiffsfahrt dauerte 30 Minuten und nachdem ich am Hafen angekommen war empfing mich schon Michael (den ich damals auf Fraser Island kennengelernt hatte). Wir verbrachten den halben Nachmittag damit am Manly Beach Fish'n'Chips zu essen und in den Stadtcafes zu entspannen. Waehrend meiner Rueckfahrt liess ich es mir nicht entgehen die Skyline der Stadt, das Opera House und die Harbour Bridge fleissig zu fotografieren. Mein naechster und letzter Stop fuer diesen Tag - war schon seit sieben Stunden (!!!) non-stop unterwegs - war das historische Herz der Stadt - The Rocks, die aelteste staedtische Ansiedlung Australiens. Ich genoss es, mich durch die engen Gassen zu schlaengeln und die alten Gebaeude zu betrachten. Als die Sonne langsam unterging entschloss ich mich fuer meinen Rueckweg. Das Problem war nur, dass ich mich ein bisschen verlaufen hatte und ich brauchte 1.5 Stunden zurueck zu meinem Hostel. Obwohl ich zu meiner Verteidigung erwaehnen moechte, dass ich, auch wenn ich mich nicht verlaufen haette, ca. eine Stunde dafuer gebraucht haette. Nach einem vollen Tag ging es dann noch mit Aurelie aus Belgien und Britta aus Deutschland zu einem thailaendischen Restaurant und zur Scubar, bis ich erschoepft ins Bett fiel.

Tag 3

Regnerisch begann der Tag, so verliess ich das Hostel um 11 Uhr morgens um vorbei am farbenpraechtigen Chinatown und dem postmodernen Hightech-Komplex des Powerhouse Museum zum Sydney Fish Market zu gelangen. Auf dem Sydney Fish Market, dem groessten Fischmarkt Australiens, kann man die lautstarken Auktionen beobachten und danach fangfrischen Seafood am Pier des Fischerhafens geniessen. Und dies tat ich dann auch! Die Auswahl war riesen gross und eines sah besser aus als das andere. Ich als begeisterte Seafood-Liebhaberin hatte nun die Qual der Wahl! Nach langem hin und her entschloss ich mich dann fuer eine Portion Sweet Chilli Octopus....es war sagenhaft gut und ich genoss es in vollen Zuegen! Nach meinem Mittagessen spazierte ich zum Darling Harbour um auf eine Vorstellung im IMAX Kino, mit dem groessten Bildschirm der Welt, zu gehen. Der 45-minuetige 3D Film ueber Wale und Delphine war fuer mich bis jetzt das beste "Kinoerlebnis" gewesen! Durch die lustigen 3D-Brillen dachte man Mitten im Film mit den Walen und Delphinen mitzuschwimmen. Wirklich ein tolles Erlebnis! Nach dem Kurzfilm und meiner ueblichen Tagesportion an Eiscreme fluechtete ich schnell zurueck zum Hostel um vor dem Regensturm zu entkommen.

Tag 4

Heute besuchte ich einen der bekanntesten Staende von Sydney, den Bondi Beach. Der 1.5 km lange Paradestrand ist Platz fuer die Schoenen und Schrillen, der Surfer und Sonnenanbeter. Ich genoss einen windigen Lauf am Kuestenweg entlang, bevor es zurueck ins Zentrum von Sydney ging, genauer gesagt nach Kings Cross. Das Stadtviertel war einst eine teils vornehme, teils bohemhafte Gegend. Spaeter galt "The Cross" lange Zeit als Suendenbabel, als ein Viertel der schweren Jungs und leichten Maedchen. Heute findet man hier neben Nachtclubs, Bars und Sex-Shops scheinbar auch ausgezeichnete Restaurants und Bistros. In dieser Gegend fuehlte ich mich ueberhaupt nicht wohl! Die verruecktesten und verwirrtesten Leute streiften hier durch die Strassen und wollten mit etwas mitteilen, doch irgendwie verstand ich ihre Sprache nicht, oder besser gesagt wollte ich sie nicht verstehen. Dieser Ort waere der Letzte gewesen, den ich bei Nacht alleine besuchen haette! Am Abend besuchte ich dann nochmals den Circular Quay mit der Harbour Bridge und dem Sydney Opera House um das Lichterspiel bei Nacht betrachten zu koennen. Es war ein wunderschoener und unvergesslicher Anblick!

Tag 5

Keine 100 km westlich des Zentrums von Sydney ragen aus der Kuestenebene die Blue Mountains auf, ein zu 1200 m hohes, meist dicht bewaldetes und wild zerklueftetes Plateau. Ihren Namen verdanken die "Blauen Berge" dem zarten blaulichen Dunstschleier der aetherischen Oele, die von Tausenden von Eukalyptusbaeumen abgesondert werden. Und zu eben diesen Blue Mountains startete ich heute meine Tagesreise mit einem Tourbus. Unser Weg fuehrte uns zum Glenbrook National Park, wo wir einige der grossen Grey Kangaroos von ganz nahe beobachten konnten. Mit Schirm und Regenschutz ausgeruestet - es regnete aus Kuebeln - begann unsere 2-stuendige Wanderung durch den Blue Mountains National Park zu den Wentworth Falls Wasserfaellen, die ueber eine knapp 300 m hohe Felsenwand in eine Schlucht von atemberaubender Schoenheit stuerzen. Da es leider sehr neblig war, konnten wir den Ausblick auf die Wasserfaelle erst am naechsten Stop, dem Princes Rock Lookout geniessen. Waehrend der Wanderung war die Aussicht auf die spektakulaeren Felsabbrueche, dramatischen Wasserfaellen, kilometerlange Canyons und ausgedehnten Eukalyptuswaelder trotz Nebel und Regen einfach herrlich! Nach einem ziemlich kalten Mittagessen fuhren wir weiter zum 1017 m hoch gelegenen Ort Katoomba, der touristische Mittelpunkt der Blue Mountains. Von einem der vielen Aussichtspunkten am Echo Point hatten wir einen einzigartigen Ausblick auf die Felsformationen der "Tree Sisters". Einer Legende der Aborigines zufolge handelt es sich bei den drei versteinerten Sandsteinspitzen um die drei verzauberten Schwestern Gunnedoo, Meenhi und Weemala, die, als sie mit drei Freiern taendelten, von ihrem Vater zur Strafe in Felsen verwandelt wurden. Ueber den steilen Stufenpfad Giants Stairway ging es hinunter ins Jamison Valley. Im Talgrund spazierten wir dann ueber den Federal Pass Walk, vorbei an den Katoomba Falls, zur Talstation der Scenic Railway. Die mit 52 Grad Gefaelle angeblich die steilste Eisenbahn der Welt fuhr uns dann zurueck zum Plateau. Die Fahrt war wirklich lustig und mal was ganz anderes aber leider viel zu kurz! Wir liefen eine Stunde zur Scenic Railway und zurueck damit hatten wir hoechstens drei Minuten!
Nach einem abenteuerreichen Tag mit viel Regen, Schlamm und mittlerweile durchnaessten Fuessen fuhren wir am spaeten Nachmittag zurueck nach Sydney.

Tag 6

Heute ist Mittwoch und mein letzter Tag in Sydney, bevor es am Abend um 7 Uhr mit einem Nachtbus nach Melbourne geht. Dadurch das jetzt gerade mal 10 Uhr morgens ist und ich in meiner Jugendherberge bereits Auschecken musste bleiben mir noch 9 Stunden Wartezeit. Ich werde mich wohl heute wieder einmal die Zeit nehmen euch auf den neusten Stand zu bringen. Zudem werde ich mich am Nachmittag noch mit Corina treffen, die ich damals in Hervey Bay kennengelernt hatte. Nach bald vier Monaten Aufenthalt in Australien bin ich es mir gewohnt zu warten, deshalb wird auch dieser Tag irgendwann seine Stunden gezaehlt haben.
Diese sechs Tage in Sydney gingen wie im Fluge vorbei. Sydney ist eine sehr aufregende und abwechslungsreiche Stadt. Obwohl ich das hektische Treiben und den Verkehr mit Sicherheit nicht vermissen werde, finde ich es doch traurig diese riesige Stadt nun verlassen zu muessen! Ich hoffe wieder einmal nach Sydney zurueck kehren zu koennen und dann werde ich mir einen Besuch in der Oper ganz bestimmt nicht entgehen lassen!

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